R. u. E.
Schmidt [...]
Hannover, den 1.2.02
Sehr geehrter Herr Asbeck!
Unsere beiden Töchter sind Schülerinnen der IGS Linden / gewesen.
Karen hat im Sommer 2000 ihr Abitur gemacht, Annette besucht derzeit den
13. Jahrgang.
Aus gewisser Elternferne' zur Schule erleben wir,mit demgegenüber
mehr Elternnähe' zu unseren Kindern den Lernalltag. Herausforderungen
in der Auseinandersetzung mit z.B. Geschichts-und Gegenwarts-Themen, zunehmendes
eigenständiges Erarbeiten und kritische Reflektion mit Themen sind
gefordert und motivieren zu Aufmerksamkeit und auch Infragestellung im
gesellschaftlichen Alltag. Wie gut!
In den inzwischen vielen Schuljahren konnten wir auch miterleben, wie
in den Stammgruppen, in großen Lerngruppen, in 'Hochzeiten' des
Test-Schreibens, vor anstehenden LEB's / Zeugnissen ... das 'Arrangieren'
(gleich Anpassen!) mit dem was gerne gehört / gelesen wird, auch
nicht ganz wegzudenken war.
Froh sind wir als Eltern gerade für die Lehrerinnen und Lehrer, die
unsere Kinder 'genießen können / konnten, die ihre Beziehung
zu den Schülerinnen aktiv und engagiert gestalten, bzw. die immer
wieder Impulse für eine kritische Auseinandersetzung der Realität
setzen und hierzu einladen.
Ein Anlaß unseres Besuches einer Aufführung von 'Brundibár'
war das Kennen mehrerer Eltern und ihren Kindern der 'Aufführungsklasse'
in unserem Freundeskreis.Die Aufführung hat uns beeindruckt, das
anschließende Gespräch mit den drei Zeitzeuginnen war eine
würdige Einbindung. Erzählungen zum langen und intensiven Erarbeitungsprozess
des Stückes im Erleben von Kindern aus der Lerngruppe haben uns imponiert
Der Aufbau eines schwarzen engen Ganges vom Eingang zur Spielstätte
war ein beeindruckender Ausdruck für die historische Situation. In
dieser 'Ganzheit' war ' Brundibár' für uns ein gelungenes
Projekt.
Schulleben und Geschehnisse im gesellschaftlichen Alltag schaffen immer
wieder lebendige Anlässe für Diskussion und Auseinandersetzungen
im Unterricht. So auch das Projekt
'Brundibár' . Auf diesem Weg wurde dies auch in unserer Familie
noch einmal ein 'Auswertungsthema'.(viel zu oft nehmen wir uns dafür
viel zu wenig Zeit).
Das Aufklären über..., das Eintreten oder aktiv sein dafür,
dass sich das schwärzeste Kapitel der deutschen Geschichte nicht
mehr wiederholen kann, ist uns auch in der Erziehung unserer Kinder ein
wichtiges Anliegen. Wie gut, dass es da auch wieder Impulse in der Schule
gibt, sich auseinandersetzen, zu analysieren, sich eine eigene Meinung
zu bilden usw..
Nicht nachzuvollziehen und abzulehnen ist für uns die Sanktionierung
eines Lehrers der IGS Linden, der sich in einer Analyse ernsthaft und
kritisch mit dem Ergebnis des Projektes Brundibár sowie Entstehensweise
in der historischen Situation auseinandersetzt. (Ohne Abwertung oder Herabwürdigung
der Beteiligten!)
Eine Auseinandersetzung ist hier doch das Ziel , - und zugleich auch der
Weg für die Jugendlichen. Das geht nur ohne Tabus, - wenn's auch
manchmal schmerzt!
Als Eltern der IGS-Linden sind wir froh für diese Lernmöglichkeiten,
in denen unsere Kinder ihren Weg finden.
Vielen Dank dafür einmal an dieser Stelle!
Dieser Brief kann gerne weitergegeben werden.
[Unterschriften]
11. 2. 02
Brief einer 6c-Mutter:
[...] Ihren Entwurf habe ich mit Interesse und dem Bedürfnis
nach kritischer Auseinandersetzung gelesen.
Ich hoffe, Sie erhalten von vielen Seiten Unterstützung und die Schulleitung
der IGS Linden wird gezwungen, ihre undemokratische Entscheidung zurückzunehmen.
[Unterschrift]
Bertram Sauer
15. Februar 2002
[
]
Bundesministerin Edelgard Bulmahn
Ministerpräsident Siegmar Gabriel
Präsident d. Nieders. Landtages Prof. Dr. Rolf Wernstedt
Nieders. Umweltminister Wolfgang Jüttner
Finanzdezernent der Landeshauptstadt Hannover Stefan Weil
Liebe Edelgard,
liebe Genossen,
da das Projekt Kinderoper "Brundibár" an der IGS Linden
Kreise gezogen hat, erlaube ich mir heute, euch mit beiliegenden Dokumenten
auf diesem Wege zu informieren.
Der Kollege Asbeck ist seiner kritischen Position zu dem Projekt Kinderoper,
wegen angeblicher Störung des Schulfriedens seit dem 05.02.2002 strafversetzt.
Sowohl aus pädagogischen als auch aus politischen Gründen halte
ich ein solches Verfahren der Auseinandersetzung für kein geeignetes
Vorgehen. Darüber hinaus mutet die dienstrechtliche Durchführung
der administrativen Maßnahme gegen Kollegen Dr. Asbeck mindestens
skurril an. Ferner finde ich es außerhalb jeder Diskussion, jemanden
wie Herrn Dr. Asbeck in gedankliche Nähe zu islamischen Fundamentalisten
zu rücken, gerade weil ich die von ihm gemachten Einwände gegen
das Projekt "Kinderoper" ausdrücklich nicht teile.
H. Schmalstieg, W. Meinhold, Ch. Kastning, B. Knoke habe
ich auf anderen Wegen über diesen Vorgang unterrichtet.
Mit freundlichen Grüßen
Bertram Sauer
Schülerschaft der IGS Linden, Hannover
c/o SV der IGS Linden, Hannover
Kultusministerium Niedersachsen
Bezirksregierung Hannover
Schulleitung der IGS Linden, Hannover
Diskussion über die Kinderoper Brundibar, Abordnung von Dr. Hans
Asbeck ans die IGS Langenhagen.
Sehr geehrte Damen und Herren,
in seinem Text "Jugendgefährdend: die Kinderoper
,Brundibar' gehört ins Museum und nicht auf die Bühne!"
hat sich Dr. Hans Asbeck kritisch mit der aufgeführten Oper auseinandergesetzt
(nicht mit der Aufführung, sondern mit Text und Inhalt der Oper selbst,
was unverständlicherweise oftmals mißverstanden wurde). Dieser
Text, der unserer Meinung nach fundiert ist, sollte der schulinternen
Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, um eine inhaltliche
Diskussion anzustoßen. Dies wäre in unseren Augen auch wichtig
und notwendig gewesen, doch anstatt sich dieser Diskussion zu stellen,
hat die Schulleitung Herrn Dr. Asbecks Text eingezogen. Weiterhin wurde
er an die IGS Langenhagen abgeordnet. Dieses Vorgehen verurteilen wir
aufs Schärfste.
Die Maßnahmen sind absolut verfehlt: Das Einziehen
des Textes, die Abordnung Herrn Dr. Asbecks und das Verbot der Lehrer,
über das Thema zu sprechen, hat zu folgendem geführt: Unter
den Schülern ist erstens eine große Empörung darüber
entstanden, dass hier offensichtlich die Meinungsfreiheit eines Lehrers,
der die Oper Brundibar kritisch beurteilt in unverhältnismäßig
krasser Weise eingeschränkt wurde. Zweitens ist ein starkes Interesse
an den Vorgängen selbst entstanden. Herr Dr. Asbecks Text wurde daher
vielfach kopiert, beinahe alle Schüler dürften ihn mittlerweile
gelesen haben ? einer Diskussion darüber aus dem Wege zu gehen, ist
demnach undenkbar. Durch die Abordnung Herrn Dr. Asbecks entsteht weiterhin
der Eindruck, er solle "mundtod" gemacht werden. Und was noch
schlimmer ist: eine kritische, unbequeme Meinung zu dem Projekt, mit dem
sich ein großer Teil der Lehrer und Schüler identifiziert,
wird unterdrückt und sogar bestraft!
Für uns entsteht also eine Aussage, die dem Bildungsauftrag
(NSchG, §2) massiv widerspricht. Dort heißt es u.a..: "Die
Schüler sollen fähig werden, die Grundrechte für sich und
jeden anderen wirksam werden zu lassen, [...] ihre Beziehungen zu anderen
Menschen nach den Grundsätzen der Gerechtigkeit, der Solidarität
und der Toleranz [...] zu gestalten, [...] Konflikte vernunftgemäß
zu lösen, aber auch Konflikte zu ertragen, sich umfassend zu informieren
und die Informationen kritisch zu nutzen [...]"
Gerade an der IGS Linden haben wir dementsprechend gelernt,
uns mit Sachverhalten und Meinungen kritisch auseinanderzusetzen und von
Toleranz und Meinungsfreiheit geprägte Diskussionen darüber
zu führen. Diese Einsicht wird durch die Maßnahmen von Schulleitung
und Bezirksregierung mit Füßen getreten, was wir nicht akzeptieren
können.
Daher erachten wir es als selbstverständlich, daß
eine offene, inhaltliche Diskussion über die
Oper "Brundibar" geführt wird, wie es auch von Herrn Dr.
Asbeck beabsichtigt war. Dies
könnte im Rahmen einer Podiumsdiskussion an der IGS Linden geschehen.
Die
Auseinandersetzung mit Herrn Dr. Asbecks Text halten wir gerade aufgrund
seiner Brisanz
für dringend erforderlich. Die Vermeidung dieser Diskussion läßt
den Anschein entstehen, die
Veranstalter der Aufführung würden sie fürchten Es ist
geradezu zu vermuten, man wolle
einen Skandal vermeiden, was die Brisanz des Textes von Herrn Dr. Asbeck
zusätzlich unterstreicht.
Die Reaktionen Susanne Sanders und Gerd Zietlows zeigen durch ihre Unverhätnismäßigkeit,
daß Herr Dr. Asbecks Kritik fehlinterpretiert wurde. Der Text wurde
hier als persönlicher Angriff bewertet, was nicht nachvollziehbar
ist. Es ist bedauerlich, daß durch diese Reaktionen eine sachliche
Diskussion verhindert wird, obwohl gerade das Auftreten dieser Mißverständnisse
die Notwendigkeit einer Diskussion bekräftigt.
Zusammenfassend fordern wir, wie oben ausgeführt,
eine offene, inhaltliche Diskussion über Herrn Dr. Asbecks Kritik
zu führen und diese nicht länger zu unterbinden. Weiterhin erwarten
wir, daß die Abordnung Herrn Dr. Asbecks rückgängig gemacht
wir und er an die IGS Linden zurückkehren kann, da wir den Verlust
seiner fachlichen Kompetenz an unserer Schule sehr bedauern. Wir hoffen
auf eine baldige Reaktion.
Mit freundlichen Grüßen,
Die Schülerschaft der Sek. II der IGS Linden (Unterschriften
im Anhang)
[230 Unterschriften]
18. 2.2002
Claudius Netzel
[...]
Lieber Hans,
Jetzt hab ich mir diese Kinderoper angehört/angesehen und ich muss
sagen, dass ich dir im Grundsatz zustimme: Es gibt sehr deutliche Hinweise
darauf, dass Brundibár eine Kreatur ist, die es nicht wert ist,
zu existieren - ein böser Leiermann, der auf der Straße große
Töne spuckt, nichts Vernünftiges tut und dafür auch noch
Geld kassiert. Die Kinder kommen zu dem Schluss, dass er nur besiegt werden
kann, wenn alle helfen ("eine Meute ist des Hasen Pein"), alle
sollen gegen ihn ansingen, dann wird er nicht mehr "stören",
schließlich wird Brundibár auch noch zum Dieb und zum Schluss
singen die Sieger: "Er hat uns unterschätzt, das war sein Untergang."
Unnötig starke Worte. Als Brundibár am Ende des 1. Aktes abgeht,
bricht die Dämmerung herein, der nächste Morgen erwacht und
die Kinder werden als strahlende Sieger daraus hervor gehen: all das sind
bekannte Motive mit bekannten Funktionen.
Rein musikalisch hatte ich das Werk für relativ unergiebig. Hier
Motivforschung zu betreiben hieße wohl, die kompositorische Substanz
zu überschätzen. Sicher, Brundibárs kurze Couplets sind
melodisch und rhythmisch besonders einfach, fast primitiv, aber er ist
ja auch Musikant, Unterhalter, "Agitator"(?) - wie weit darf
man mit evtl. Deutungen gehen, wenn man ahnt, dass diese Kinderoper kompositorisch
irrelevant ist. Jawohl, es gibt Marschmotive, Morgenstimmung, ...aber
einen musikalischen Spannungsbogen, melodische Prägnanz, etc. kann
ich nicht erkennen, finde sogar, dass man das Stück nicht mit Kindern
singen sollte, hatte es musikalisch für wenig "kindgerecht"
- mal abgesehen von der verquasten Handlung und der fragwürdigen
Aussage, von der auch ich meine: im Museum ist sie gut aufgehoben.
"Brundibár" lässt ohne Zweifel die Tendenz zu: Der
Titelheld ist böse und muss vertrieben werden, damit die Welt wieder
mit fröhlichem Gesang erfüllt ist und das eigene Fleisch und
Blut wieder gesunden kann, mit vereinten Kräften wird sein Untergang
unsere Befreiung sein. Deutlicher kann man es nicht sagen.
Übrigens: musikalisch erinnert es mich etwas an Hindemiths Kinderoper
"Wir bauen eine neue Stadt", die kurz nach dem Krieg entstand,
auch einfach gehalten, aber melodischer, angemessener umgesetzt.
Was meine Frau nicht verstehen kann: Für sie böte es sich objektiv
gesehen an, dass sich Brundibár und die Kinder zusammen tun, damit
gemeinsam mit Musik alles gut werden kann. Sie hat ein gutes Gespür,
auch ich finde, dass die Handlung unharmonisch und gezwungen ist, verkrampft
und tendenziös - mein Tip: kein Stoff für Hollywood. Aber auch
kein Grund, mit der Welt zu hadern. Es ist ja so viel Scheiß geschrieben
worden!
Gern zu weiteren Erörterungen bereit...
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
Betriebsgruppe der IGS Linden
Erklärung vom 20. März 2002
Zur Eröffnung der Ausstellung der Kinderzeichnungen
aus Theresienstadt im Rahmen der Aufführung der Kinderoper "Brandiger"
fand Landesbischöfin Dr. Käßmann anerkennende lobende
Worte für die Verdienste der Lehrerinnen und Lehrer der IGS Linden,
die die Erinnerung an den Holocaust noch immer Gegenwart werden lassen.
Sie stellte die Initiative der beteiligten Kolleginnen und Kollegen zur
Aufführung der Oper Brindibár in die Tradition der IGS Linden.
Herr Dr. Puschmann hat in seiner Abschlussrede in der Marktkirche am Freitag,
den 22.02.02 den Stellenwert dieser Aufführung als Markstein in der
Tradition der Marktkirche gesehen: "dass diese Marktkirche das erleben
darf." Chor der Freundschaft, gesungen von den 11jährigen Schulkindern
und drei Zeitzeuginnen, die als Kinder das Erlebnis des Schrecklichen
und das Erlebnis der damaligen Aufführung von Brundibár in
Theresienstadt hatten. Dies verbunden mit der Trauer um die damaligen
Freunde und dem Erlebnis als einzige noch Zeugen dieser Aufführung
zu sein. Ihr Wunsch war, bei einer nochmaligen Aufführung sollten
alle Zuschauer zusammen mit den Kindern auf der Bühne den Schlusschor
singen: "Lied der Freundschaft" ? wahrlich ein sichtbares Zeichen
deutsch?tschechisch?jüdischer Versöhnung. Und das dargeboten
als gekonntes Spiel von den Musikstudentinnen, den Kindern, den beteiligten
Initiatoren, Kolleginnen und Kollegen der IGS Linden, die mit unendlichem
Einsatz und viel zusätzlichen Arbeitsstunden ihr Bestes gegeben haben.
Das ist der Kontext, ohne den der spätere Konflikt unverständlich
bleibt.
Ein Zuschauer, der eng zu diesem Kontext gehört, er ist Lehrer der
IGS?Linden, sieht das Geschehen auf der Bühne. Er ist tief berührt,
aber dann schockiert.
Ihm werfen sich Fragen auf.
Warum verschwören sich die Tiere und die Kinder gegen Brundibár
Wer wird in der Person des Brundibár verjagt, während das
"Marktpublikum" teilnahmslos dabeisteht, sich von Brundibár
abwendet? Ist es falsch, die Frage der Entstehung ? 1938 in Prag durch
Hans Karl Krása, einen deutschsprachigen Komponisten, als weiteres
Faktum zur Kenntnis zu nehmen?
Diese Fragen kann man stellen: in einer Doktorarbeit, in einem akademischen
Aufsatz, in einer Podiumsdiskussion. Nicht stellen darf sie Hans Asbeck,
der, auf besondere Einladung an alle Lehrer der Schule, mit seinem Leistungskurs
diese Oper sieht, zum ersten Mal in seinem Leben zur Kenntnis nimmt.
Er stellt diese Fragen
zur falschen Zeit: sofort nach der Aufführung...
am falschen Ort: in der Marktkirche...
Wann stellt ein Lehrer wem nach einem Theaterbesuch Fragen?: Im Unterricht
seinen Schülerinnen und Schülern. Konnte er? erschrocken und
aufgeregt über die mögliche Dimension seiner Fragen ? alles
oder etwas richtig machen?
Ist sein Papier, das zutreffend als Streitschrift bezeichnet werden muss,
die richtige Art und Weise, eine Diskussion zu führen?
Hans Asbeck hat seine Streitschrift den Beteiligten an der Aufführung,
dem 6. Jahrgang und der Sekundarstufe II ins Lehrerzimmer gelegt und durch
Aushang zur Kenntnis gegeben, den Initiatoren in ihr Fach gelegt und sie
dem Schulleiter zur gleichen Zeit mit der Bitte um Unterstützung
überreicht.
Sein Vergehen:
Er hätte zuerst und nur seinen Schulleiter informieren müssen.
Statt dessen hat er "Öffentlichkeit" hergestellt!
Die einzig angemessene (?) Maßnahme: Hausverbot und Abordnung Das
ist einmalig in der durchaus nicht konfliktarmen Geschichte der IGS Linden.
[Das Kollegium der Schule erhält schriftlich eine "vertrauliche
Mitteilung". Die Angelegenheit wird zur "Personalmaßnahme"
deklariert, zum "schwebenden Verfahren", über das nicht
gesprochen werden soll. Gerüchte sind im Umlauf, es ginge um ganz
andere Sachen, die Akte sei zu dick, er habe sich schon immer mal daneben
benommen.]
Die Texte ? sowohl die Streitschrift als auch das Libretto der Kinderoper
? sind nur wenigen Kolleginnen und Kollegen bis heute bekannt. Viele schweigen
betreten. Die Initiatoren der Aufführung fühlen sich beleidigt
durch die Streitschrift, können sich eine Zusammenarbeit nicht mehr
vorstellen.
Warum diese Ausführlichkeit?
Die von Hans Asbeck geäußerte Kritik an Inhalt und Text der
Oper ist neu und beunruhigt. Sie berührt ein Tabu. Ist die Heftigkeit
der Reaktion so zu erklären? Beleidigt die geäußerte Kritik
die Initiatoren, würdigt sie ihre Arbeit und die der beteiligten
Schülerinnen und Schüler herab, verunglimpft sie gar Zeitzeugen?
Wie und von wem ist eine inhaltliche Diskussion darüber und zu der
Oper zu leisten? Wird sie gewünscht? Hat sie negative oder positive
Auswirkung auf das Image der IGS Linden? Ist die geäußerte
Kritik durch das Recht der freien Meinungsäußerung geschützt,
verletzt sie das Mäßigungsgebot des Beamten?
Wir halten die Abordnung als Reaktion auf die Verteilung der Streitschrift
für
unangemessen.
Seine Kritik ist scharf, sie ist als verletzend empfunden worden. Hans
Asbeck hat im Gespräch beim Schulleiter den Initiatoren erklärt,
dass es nicht seine Absicht war, sie oder andere Beteiligte zu beleidigen.
(Den Vorwurf, er habe die Kontroverse sofort in die "Öffentlichkeit"
getragen, halten wir deshalb für unbegründet, weil sie durch
die sinnvolle Einbeziehung außerschulischer Partner in keinem Fall
"in der Schule" gehalten werden konnte. Eine dauerhafte "Störung
des Schulfriedens" tritt u. E. ein, wenn an der IGS Linden, die das
Prädikat "Schule mit Courage ? Schule ohne Rassismus" trägt,
Konfliktregelung mit Ausgrenzung beginnt. Es gibt an unserer Schule eine
von Schulleitung und Schulpersonalrat erarbeitete Konfliktregelung, die
für solche Fälle gedacht ist, in denen eine Lösung durch
direkte Gespräche nicht sofort möglich ist. Sie ist nicht eingehalten
worden.)
Wir müssen dazu kommen, sowohl über den inhaltlichen Dissens
als auch über den Umgang mit dem Konflikt zu diskutieren.
fdR
[Unterschrift Gert Wille]
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